Auch Kinder und Jugendliche „haben Rücken“

Wenig Bewegung, ungünstige Körperhaltung, Stress: Immer mehr Kinder und Jugendliche klagen über Rückenschmerzen. Meist lassen sich diese mit Training und Physiotherapie beheben.

Rückenschmerzen werden weithin vor allem mit Menschen im Sommer und Herbst des Lebens assoziiert. Tatsächlich steigt die Gefährdung auch mit dem Alter an. Dennoch sind Rückenschmerzen kein „Privileg“ der Erwachsenen. Auch bei Kindern und Jugendlichen können sie sich schon unangenehm bemerkbar machen. Und das tun sie immer öfter.

Bei einer umfassenden Befragung gaben zuletzt 18 Prozent der 11- bis 13-jährigen Kinder an, in den letzten drei Monaten unter Rückenschmerzen gelitten zu haben. Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren bejahten dies sogar zu 44 Prozent – damit liegen sie schon nahe bei den Erwachsenen. Von den 7- bis 10-jährigen Kindern verspürten 7 Prozent das Leiden, von den 3- bis 6-jährigen 3 Prozent. Eine WHO-Studie kam zu dem Schluss, dass in Deutschland fast jedes vierte Mädchen und jeder fünfte Junge im Alter zwischen 11 und 17 Jahren wöchentlich unter Rückenschmerzen leidet.

Fachleute sind von diesen Zahlen nicht überrascht. „Der Zeitgeist geht in Richtung ‚weniger Bewegung, mehr Bildschirmzeit‘, und das macht sich orthopädisch bemerkbar. Stundenlanges gebeugtes Sitzen, zum Beispiel über dem Smartphone, lässt die Rückenmuskulatur verkümmern und führt zu Verspannungen. Hinzu kommen Stressgefühle, die sich ebenfalls ungünstig auf die Rückengesundheit auswirken“, erläutert der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung.

Die erste Therapie heißt: Bewegung, Bewegung, Bewegung
In manchen Fällen sind spezifische Ursachen für die Rückenschmerzen verantwortlich, beispielsweise eine rheumatische Erkrankung. Auch sollte bei einer körperlichen Untersuchung geprüft werden, ob Schäden an der Wirbelsäule vorliegen. Solche Auslöser bilden zwar die Ausnahme; dennoch empfiehlt es sich, Kinder und Jugendliche mit Rückenschmerzen zunächst orthopädisch untersuchen zu lassen, bevor Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Im Rahmen eines Diagnosegesprächs werden auch eventuelle psychische Ursachen thematisiert, die nicht nur im Sinne der körperlichen Schmerzfreiheit angegangen werden sollten.

In der Regel lassen sich die Rückenschmerzen jedoch vor allem mit Bewegung vertreiben. Einseitige, starre Sitzpositionen sollten vermieden werden, stattdessen sollten die Betroffenen sich um „dynamisches Sitzen“ bemühen – wenn schon gesessen werden muss. In jedem Fall braucht die Rückenmuskulatur regelmäßiges Training. Es müssen keine gezielten Rückenübungen sein, auch Radfahren, Schwimmen, Wandern, Tanzen oder Joggen wirken positiv. Wichtig hierbei: nicht übertreiben, langsam angehen und steigern, Überlastungen vermeiden. Beim Orthopäden gibt es dazu individuelle Tipps und Hilfestellung.