Neue Hoffnung für Arthrose-Patienten?

Ein hochkarätiges Forschungsprojekt widmet sich einem Therapieansatz, der nicht auf Ersatz von Knorpel und Gelenken abzielt, sondern auf die Knorpel-Selbsterhaltung.

Wenn der „Gelenkverschleiß“, also die Abnutzung des Knorpels, über den altersüblichen Rahmen hinausgeht, spricht man von Arthrose. Unter der chronisch-degenerativen Erkrankung leiden in Deutschland rund fünf Millionen Menschen; hier wie im Rest der Welt ist Arthrose die häufigste Gelenkerkrankung. Sie tritt vor allem in den Knien auf und plagt die Betroffenen nicht nur mit einer Einschränkung der Bewegungsfreiheit, sondern meist auch mit alltäglichen Schmerzen. An den Gelenkimplantationen in Deutschland haben Arthrose-Patienten daher einen hohen Anteil.

Die Therapie basiert heute im Wesentlichen auf Endoprothetik und Knorpelersatz. Auch eine Behandlung mit Hyaluronsäure bremst die Arthrose deutlich und verbessert die Funktionsfähigkeit der Gelenke. Den Knorpel-Abbau zu verhindern oder gar umzukehren ist allerdings noch nicht gelungen. Das wollen Forscher des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin und der Charité-Universitätsmedizin nun ändern. In einem neuen Kooperationsprojekt verfolgen sie einen vielversprechenden Ansatz.

Chondrozyten im Fokus
In jüngerer Zeit gewonnene Erkenntnisse legen nahe, dass Stressreaktionen – ausgelöst durch Überbeanspruchung – in den Chondrozyten (Knorpelzellen) zur Arthrose führen. In dem neuen Forschungsprojekt sollen nun ebendiese Chondrozyten derart umprogrammiert werden, dass sie ihre natürliche Regenerationsfähigkeit wiedergewinnen bzw. erhalten. Nötig sind dazu Eingriffe in die „Schaltkreise“, über die Chondrozyten gesteuert werden; diese Signale und Mechanismen müssen aber noch besser verstanden werden. Am Ende sollen die umprogrammierten Zellen selbst neuen, funktionsfähigen Knorpel aufbauen.

„Eine wirksame Therapie zur Gelenkregeneration wäre der lang erhoffte Durchbruch in der Arthrose-Forschung“, kommentiert der auch auf Arthrose spezialisierte Berliner Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung, „im Moment ist die erfolgreiche Chondrozyten-Umprogrammierung jedoch noch Zukunftsmusik. Das Mittel der Wahl bleibt zunächst die Therapie mit Hyaluronsäure, flankiert von weiteren Maßnahmen wie Gewichtsreduktion oder optimierten Bewegungsabläufen. Im fortgeschrittenen Stadium hilft oft nur noch Gelenk- oder Knorpelersatz. Gefährdete Patienten sollten so früh wie möglich mit der Bekämpfung der Arthrose beginnen, denn jeder kann wirksam vorbeugen.“