Warum MRT-Bilder bei Rückenschmerzen in die Irre führen können
Wenn keine Ursache für Rückenschmerzen erkennbar ist, kommt häufig Bilddiagnostik ins Spiel. Dabei erkannte Auffälligkeiten müssen indes nicht die Ursache der Schmerzen sein.
Unter chronischen Rückenschmerzen leiden dem Robert Koch-Institut zufolge mittlerweile rund 15 Prozent der Deutschen. In den meisten Fällen sind die Schmerzen, auch wenn sie sich nicht so anfühlen, „gutartig“. Das bedeutet, dass ihnen keine behandlungswürdige Erkrankung oder Fehlentwicklung zugrunde liegt. „Rückenschmerzen gehen in der Regel auf den Lebensstil zurück, kurz gesagt also auf zu wenig Bewegung, auf Fehlhaltungen und/oder einseitige Belastungen. Wir modernen Menschen sitzen einfach zu viel“, bringt der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung die Problemlage auf den Punkt.
Nichtsdestotrotz sollte bei chronischen Rückenschmerzen grundsätzlich fachärztlich überprüft werden, ob sie die Folge eines therapiebedürftigen Leidens sind. Dieses könnte sich andernfalls verschlimmern, und damit auch die Schmerzen. Daher kann bildgebende Diagnostik wie eine MRT sinnvoll sein, um den Bewegungsapparat in Augenschein nehmen zu können. Hüten sollte man sich allerdings davor, eine im MRT-Bild erkennbare Auffälligkeit gleich zur Ursache für die Rückenschmerzen zu erklären.
Die Wirbelsäule verändert sich im Laufe des Lebens
Es gibt kaum Menschen mittleren oder höheren Alters, deren Wirbelsäule keinerlei Abweichung vom Ideal bzw. von der Norm zeigt. Degenerationserscheinungen oder Bandscheiben-Vorwölbungen treten häufig auf, ohne Schmerzen zu erzeugen. Bei vielen Rückenschmerzpatienten können solche Auffälligkeiten seit Jahren unbemerkt bestanden haben, bevor sie im Rahmen der Diagnostik entdeckt und zum wahrscheinlichen Schmerzauslöser erklärt werden. Das birgt die Gefahr einer Fehlbehandlung, die am Ende die Schmerzen nicht beseitigt, aber mit Strapazen und möglicherweise auch mit vermeidbaren Operationsrisiken einhergeht.
Der erste Therapieansatz sollte daher prinzipiell „Bewegung, Bewegung, Bewegung“ lauten. Mit einer Muskulaturstärkung, gegebenenfalls unter fachkundiger, physiotherapeutischer Anleitung, lassen sich die meisten gutartigen Rückenschmerzen zum Verschwinden bringen. Bestenfalls sollte so viel körperliche Aktivität zum Alltag gehören, dass solche Schmerzen erst gar nicht auftreten – ebenso wie viele andere Leiden, die aus einem Bewegungsmangel resultieren.