Warum Diabetiker häufig taube Füße haben
Rund jeder dritte Diabetiker entwickelt eine diabetische Polyneuropathie, die sich meist in Empfindungsstörungen in Füßen und Händen äußert. Eine optimierte Einstellung der Blutzuckerwerte kann Abhilfe schaffen.
Infolge eines Diabetes mellitus kann es zu Schädigungen von Nervenfasern kommen, was deren Funktion beeinträchtigt. Die Patienten bemerken dies in einem Kribbeln oder in Taubheitsgefühlen, die häufig im „Strumpfbereich“ und im „Handschuhbereich“ auftreten. Auch die Lagewahrnehmung und das Temperaturempfinden können gestört sein. Das Phänomen wird als diabetische Polyneuropathie bezeichnet.
„Auf welche Weise genau der hohe Zuckerstoffwechsel bei einem Diabetes zu einer diabetischen Polyneuropathie führt, ist noch nicht geklärt; vermutet wird, dass es sich um ein multifaktorielles Wirkungsgeflecht handelt“, erläutert der Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung, der in Berlin-Kreuzberg praktiziert. „Viele Diabetiker zeigen im Zuge der Polyneuropathie auch ein gestörtes Schmerzempfinden. Das kann zum einen bedeuten, dass Schmerzreize nicht oder kaum wahrgenommen werden. Zum anderen können die Nerven Schmerzsignale aussenden, obwohl gar kein oder nur ein leichter Auslöser vorliegt.“
Insbesondere diese schmerzhafte diabetische Polyneuropathie kann für die Betroffenen sehr quälend sein. Der „Phantomschmerz“ wird meist als stechend oder brennend beschrieben. Am häufigsten sind die Fußsohlen betroffen, die oftmals nachts Schmerzsignale aussenden und die Patienten kaum in den Schlaf finden lassen.
Schmerzbehandlung mit Antidepressiva und Antikonvulsiva
Die gängigen Schmerzmittel zeigen bei diabetischer Polyneuropathie in der Regel keine Wirkung. Stattdessen hat es sich zur Schmerzbehandlung bewährt, Antidepressiva oder Antikonvulsiva einzusetzen. Die wurden zwar eigentlich zur Behandlung seelischer Probleme bzw. von Epilepsie entwickelt, leisten aber erfahrungsgemäß auch bei Polyneuropathie in vielen Fällen gute Dienste. Alternativ stehen zur medikamentösen Behandlung lediglich Opioide zur Verfügung, also besonders starke Schmerzmittel, die wegen ihrer gravierenden Risiken nur in Ausnahmefällen Verwendung finden sollten.
Ein nachhaltiger Hebel zur Bekämpfung der diabetischen Polyneuropathie liegt in den Blutzuckerwerten. Denn oftmals wird die Erkrankung durch eine suboptimale Einstellung gefördert. Betroffene sollten daher auf eine konsequente Einnahme ihrer blutzuckersenkenden Medikamente achten und ihren Blutzuckerwert engmaschig kontrollieren lassen.