Weniger Unfallverletzte, aber mehr Unfalltote in Deutschland
Laut der kürzlich erschienenen „Unfallstatistik 2015“ starben im vorletzten Jahr fast 25.000 Menschen, während circa 9,73 Millionen sich – vor allem in Freizeit und Haushalt – verletzten.
Die großen Gefahren lauern oft da, wo man sie nicht vermutet. Das zeigt sich jedes Jahr aufs Neue, wenn die Unfallstatistik der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) veröffentlicht wird. Die aktuelle Auswertung für das Jahr 2015 zeigt hier eine besorgniserregende Tendenz: Die Zahl der tödlichen Unfälle in der Freizeit und im häuslichen Bereich ist um rund ein Zehntel gestiegen. Insgesamt machen diese beiden Bereiche rund Dreiviertel des gesamten Unfallgeschehens aus.
In konkreten Zahlen: 10.628 Menschen kamen 2015 in Deutschland bei Freizeitunfällen zu Tode, 9.816 im häuslichen Bereich. Auf Verkehrsunfälle gingen 3.633 Todesfälle zurück. Zusammen mit Arbeits- (480) und Schulunfällen (21) ergibt das 24.578 tödliche Unfälle, knapp 2.000 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Unfallverletzten sank dagegen um rund 40.000 auf 9,73 Millionen. Davon entfielen fast 40 Prozent auf den Freizeitbereich, nämlich 3,89 Millionen. Hierunter werden auch Verkehrsunfälle subsumiert, die man allein erleidet, etwa mit dem Fahrrad (nicht aber mit dem Auto). Im häuslichen Bereich verletzten sich 3,15 Millionen Menschen, in Schulen 1,3 Millionen, bei der Arbeit etwa eine Million. Bei Verkehrsunfällen verletzten sich rund 390.000 Personen.
„Der hohe Anteil an Freizeit- und Haushaltsunfällen zeigt immer wieder, wie wichtig Unfallprävention auch zu Hause bzw. im privaten Bereich ist. Hier mangelt es oft an einfachster Vorsorge. So kann beispielsweise ein Helm beim Rad- oder Rollerfahren Leben retten, ebenso wie eine geeignete Leiter statt eines Hockers bei Hausarbeiten in der Höhe“, kommentiert der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung die aktuellen Zahlen. Dass die Tücke meist in kaum als gefährlich geltenden Tätigkeiten liegt, kann der Unfallexperte aus seiner Praxis bestätigen.
Die „Unfallstatistik 2015“ der BAuA basiert auf Hochrechnungen von Zahlen aus verschiedenen Quellen. Eine zentrale Stelle, bei der alle Unfälle erfasst würden, gibt es in Deutschland nicht. Grundlage der Kalkulationen sind Statistiken zu Verkehrsunfällen, zu Meldungen bei der gesetzlichen Unfallversicherung und zu Todesursachen sowie Erhebungen des Robert-Koch-Instituts.