5 Kilogramm Übergewicht = doppeltes Kniearthrose-Risiko
Wer zu viele Kilos mit sich herumschleppt, belastet die Knie stärker als vorgesehen. Dadurch wird eine Kniegelenksarthrose wahrscheinlicher und deren Behandlung erschwert.
Zwei von drei erwachsenen Männern in Deutschland sind übergewichtig, bei den Frauen sind es mehr als die Hälfte. Als entscheidendes Kriterium gilt dabei ein Body-Mass-Index-(BMI)-Wert von mehr als 25. Wer auf über 30 kommt, gilt als fettleibig – dies trifft auf rund ein Viertel der Erwachsenen hierzulande zu. Diese bedenklichen Zahlen spiegeln sich auch in orthopädischen Statistiken wider. So werden in Deutschland pro Jahr knapp 170.000 künstliche Kniegelenke eingesetzt. Grund ist meist eine Kniegelenksarthrose – und deren Eintrittswahrscheinlichkeit wächst mit jedem Kilo Übergewicht.
„Kniegelenksarthrose geht in vielen Fällen auf chronische Überlastung durch Übergewicht zurück, vor allem wenn das Leiden schon in eher jungen Jahren auftritt“, erläutert der Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung, der in Berlin-Kreuzberg praktiziert, „die beste Prävention gegen den Knorpelverschleiß heißt daher: abnehmen.“ Die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V. weist darauf hin, dass fünf Kilogramm zu viel „auf den Rippen“ das Risiko einer Kniegelenksarthrose bereits verdoppeln.
Mehr Komplikationen durch große Leibesfülle
Neben der Entstehung hat Übergewicht auch negative Effekte auf die operative Behandlung. „Übergewicht geht oft mit Mehrfacherkrankungen, etwa Herz-Kreislauf-Problemen in der Kombination mit Diabetes, einher“, betont Prof. Karl-Dieter Heller, Generalsekretär der AE. Dadurch werde das Komplikationsrisiko bei einer Operation, etwa durch Infektionen, erhöht. Hinzu komme der Umstand, dass voluminösere, dickere Knie tiefere und größere Schnitte erforderten und dem Operateur mehr abverlangten.
Auch die Wundheilung gestalte sich bei übergewichtigen Kniearthrose-Patienten meist langwieriger. „Die Fettschicht ist schlechter durchblutet und damit auch die darüberliegende Haut. Dadurch sind die Wundränder unterversorgt und können absterben, sodass sich die Wunde möglicherweise nicht mehr schließt – der Nährboden für Infektionen ist damit gelegt“, führt Prof. Heller aus. Das Risiko solcher Komplikationen steigt etwa ab einem BMI-Wert von 30 stark an, ab 40 dann exponentiell. Es lohnt sich daher, auch nach Eintritt einer Kniegelenksarthrose noch abzunehmen, um den Behandlungserfolg zu verbessern. Besonders gut geeignet für übergewichtige Sporteinsteiger mit Gelenkproblemen ist Radfahren, auch mit elektrischer Unterstützung.