9 Prozent weniger Hüft- und Knieprothesen 2020
Wie aus dem aktuellen Endoprothesenregister-Deutschland-Jahresbericht hervorgeht, sank die Operationszahl im ersten Corona-Jahr deutlich. Dennoch lassen sich aus den Daten Schlüsse für eine optimale Versorgung ziehen.
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland über 290.000 künstliche Hüft- und Kniegelenke eingesetzt, wie das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) in seinem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht 2021 mitteilt. Gegenüber den gut 318.000 Eingriffen im Vorjahr bedeutet das einen Rückgang um rund 9 Prozent.
Haben die Bundesbürger also die Gesundheit ihres Skelett- und Bewegungsapparats verbessern können? Mitnichten. „Der Hauptgrund für den Rückgang der Operationszahlen liegt in der Covid-19-Pandemie, in deren Zuge bekanntlich viele nicht lebensnotwendige Eingriffe aufgeschoben wurden. Handlungsdruck besteht bei den noch nicht versorgten Patienten in aller Regel weiterhin“, erläutert der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung.
Laut EPRD entfällt das Gros der Eingriffe mit knapp 148.000 auf Hüfterstimplantationen. Bei diesen wurden wiederum zu 88 Prozent Totalendoprothesen eingesetzt.
Hoher BMI erhöht Risiko für Infektionen
Wie die EPRD-Analysten ermittelten, bilden Infektionen einen der wesentlichen Gründe für die Notwendigkeit, eine eingesetzte Endoprothese auszutauschen. Wird in den ersten beiden Jahren nach der OP schon ein Wechseleingriff fällig, ist dafür in jedem zweiten Fall – abhängig von der Versorgungsform – eine Infektion verantwortlich.
Das Infektionsrisiko wiederum wird maßgeblich vom BMI der Patienten beeinflusst: Bei elektiven Hüftendoprothesen (mit zementfreiem Schaft) ist es gegenüber einem BMI von unter 30 sogar doppelt so hoch, wenn der BMI zwischen 35 und 40 liegt. Übergewicht abzubauen ist mithin ein zentraler Erfolgsfaktor für eine langfristig erfolgreiche Implantation.
Zementierung oder nicht?
Die Jahresberichts-Autoren vermelden einen Trend, den sie nur in Teilen gutheißen können: Der Anteil der Hüftprothesen-Implantationen, bei denen Hüftpfanne und -schaft zementiert eingesetzt werden, sinkt. 2014 lag er noch bei circa 8 Prozent, bis 2020 hat er sich dann halbiert.
Zumindest für ältere Patienten sei diese Entwicklung brisant, meinen die EPRD-Experten. Denn sowohl eigene Daten als auch verschiedene Studien zeigten, dass die Erfolgsaussichten für ab 75-jährige Patienten deutlich steigen, wenn ein zementierter Schaft eingesetzt wird.