Fettleibigkeit und die Folgen für Gelenkersatz-Implantate

Übergewichtigkeit und Fettleibigkeit ist nicht nur hierzulande ein immer größer werdendes Problem. Auch die Orthopädie muss sich beim Einsetzen von künstlichen Knie- und Hüftgelenken darauf nun vermehrt einstellen.

Immer mehr Patienten mit Fettleibigkeit (Adipositas) brauchen künstliche Ersatzgelenke. So benötigen 10 Prozent dieser Patienten in Europa ein künstliches Hüftgelenk. Dabei ist Fettleibigkeit, die laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ab einem Körpermasseindex (BMI) von 30 kg/m2 beginnt, nicht nur ein biomechanisches Problem. So ist die Gelenkbelastung auf die Knie vier bis sechs mal so hoch wie das Körpergewicht.

Adipositas hat neben der starken Gelenkbelastung aber auch weitere, komplexe Auswirkungen. Denn es gibt ein Zusammenspiel zwischen Fettleibigkeit und verschiedenen Krankheiten und Risikofaktoren für Herz-/Kreislauferkrankungen sowie kardiovaskuläre Erkrankungen, also Erkrankungen, die vom Herzen und/oder Gefäßsystem ausgehen. Dadurch werden Entzündungen begünstigt und einer Knorpeldegeneration Vorschub geleistet. Knorpeldegeneration sind an der Entstehung von Gelenkverschleiß (Arthrose) beteiligt.

Besondere Risiken bei Adipositas
Eine Studie aus der Schweiz zeigt, dass Patienten ab einem BMI von 35 kg/m2 ein besonderes Risiko für Nachoperationen und Infektionen haben. So ist Diabetes eine häufige Begleiterkrankung von Adipositas. Bei Hüftoperationen steigt durch Diabetes das Infektionsrisiko um 10 Prozent. Dies sollte daher vor einer Operation gut behandelt werden. Ebenso gilt es weitere Maßnahmen vor der OP anzuwenden, damit Infektionen möglichst vermieden werden. Raucher sollte eine Entwöhnung vornehmen und bei Patienten mit starkem Übergewicht ist die Verabreichung von Knochenzement mit Antibiotika wichtig.

„Es existiert keine Gewichtsobergrenze für das Einsetzen von Gelenksprothesen“, erklärt Dr. Michael Jung, Facharzt für Orthopädie in Berlin. „Allerdings ist es ab einem BMI von 40 kg/m2 sehr empfehlenswert vor der Operation das Körpergewicht zu reduzieren“, rät Dr. Jung. Denn bei fettleibigen Patienten kommt es häufiger zu einer Dislokation als bei Normalgewichtigen. Dislokation ist die Verschiebung oder Verdrehung von Knochen oder Knochenteilen oder Implantaten.

Ebenso ist hinsichtlich der Operationstechniken bei adipösen Patienten eine besondere Herangehensweise notwendig. So sind minimalinvasive Eingriffe nicht angezeigt. Minimalinvasiv bedeutet mit kleinsten Verletzungen von Haut und Weichteilen.