Frühes Gegensteuern kann Arthrose-Spätfolgen mildern

Fast jeder dritte Kniearthrosepatient ist unter 60 Jahre alt. Oftmals wird die Erkrankung über lange Zeit als Alterserscheinung abgetan und mit Schonhaltung „ertragen“. Das kann sich jedoch später rächen.

Wer die 50 überschritten hat, muss nach und nach erfahren, dass Gesundheit und Leistungsfähigkeit nachlassen. Zipperlein hier und Schmerzen da gehören bei vielen irgendwann zum Alltag. Auch Knie- und Hüftgelenksarthrose werden von Betroffenen in vielen Fällen zunächst als eine solche Alterserscheinung betrachtet, die unabwendbar sei. Die Schmerzen können mit Medikamenten in Schach gehalten werden, eine bewusst oder unbewusst eingenommene Schonhaltung sorgt für Entlastung. Wenn das nicht mehr hilft, kann man ja immer noch zum Arzt gehen.

Von einer solchen Bagatellisierung raten Fachleute wie der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung indes ab: „Wer in Schonhaltung geht, riskiert durch die einseitige Belastung nachhaltige Schädigungen des Bewegungsapparats. So können etwa Rückenschmerzen daraus resultieren.“ Schmerzmittel seien auch keine dauerhafte Lösung, da sie bei Langzeiteinnahme innere Organe schädigen können. Zudem veranlassen Arthroseschmerzen zahlreiche Betroffene dazu, sich weniger zu bewegen. Die Folgen: Muskelabbau, noch mehr Schmerzen, Gewichtszunahme.

Auch wenn man sich noch relativ jung fühlt, sollte man mithin bei den ersten Arthoseschmerzen mit ärztlicher Unterstützung gegensteuern. Arthrose ist nämlich entgegen ihrem Ruf keineswegs eine „Seniorenerkrankung“: Rund 30,35 Prozent der Kniearthrose-Betroffenen sind unter 60 Jahre alt, wie das Wissenschaftliche Institut der AOK für 2023 ermittelt hat.

Gelenkumstellung kann Protheseneinsatz hinauszögern
Die AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik weist darauf hin, dass mit einer frühzeitigen Umstellungsoperation das Gelenk wesentlich stabilisiert werden könne. „Dabei wird der Druck auf den geschädigten Gelenkabschnitt von Hüfte oder Knie reduziert und die Belastung gleichmäßiger verteilt“, führt AE-Generalsekretär Prof. Dr. Georgi Wassilew aus. Der Einsatz einer Prothese sei dann erst viel später oder sogar überhaupt nicht mehr nötig. Und bei fortgeschrittenem Gelenkverschleiß sollte nach Meinung der AE nicht mit dem operativen Ersatz gezögert werden. „Bei späteren Operationen ist das Gelenk häufig schwieriger zu rekonstruieren, der Eingriff belastender – und das Ergebnis schlechter“, fasst AE-Präsident Prof. Dr. Robert Hube zusammen.

Operative Eingriffe zählen allerdings nicht zu den ersten Optionen bei einer Arthrose. Zunächst sind regelmäßige Bewegung, gegebenenfalls Gewichtsabnahme und gesündere (entzündungshemmende) Ernährung, Ergo-/Physiotherapie und auch die Behandlung mit Hyaluronsäure probate Ansatzpunkte.