Ist Krafttraining für Jugendliche schädlich?

Zur (visuellen) Selbstoptimierung gehört es für immer mehr Jugendliche, ins „Gym“ zu gehen, wie das Fitnessstudio von der Generation Z genannt wird. Viele Eltern sind besorgt. Doch dass Krafttraining für den wachsenden Organismus per se schädlich sei, ist ein ebenso hartnäckiger wie unbegründeter Mythos.

In Social-Media-Zeiten gehört ein fotogenes Äußeres dazu, wenn man sozial mithalten will. Da ist es nur folgerichtig, dass die Generation Z in Scharen in die Fitnessstudios strömt, um den Körper in ansehnliche Form zu bringen. Laut einer Allensbach-Studie waren im letzten Jahr knapp 1,6 Millionen 14- bis 18-Jährige in Deutschland mindestens einmal in einem „Gym“. Viele von ihnen dürften von ihren Eltern Warnhinweise bekommen haben. „Die Befürchtung, dass Krafttraining prinzipiell dem im Wachstum befindlichen Bewegungsapparat schade, ist weitverbreitet“, berichtet der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung. „Doch es gibt keine Studien, die das belegen würden – im Gegenteil: Der gesundheitliche Nutzen trainierter Muskeln wird immer deutlicher.“

Wissenschaftlich gesichert ist mittlerweile, dass durch Krafttraining die Knochendichte steigt und das Herz-Gefäß-System gestärkt wird. Auch die motorischen Fähigkeiten wachsen. Zudem wirkt es sich, wie andere Sportarten, positiv aufs Gemüt aus. Der Sportwissenschaftler Avery Faigenbaum vom College of New Jersey rät deshalb, auch schon unter 14-Jährigen den Zugang zu ermöglichen. „Muskeltraining ist bereits ab der Schulzeit für Kinder empfehlenswert“, sagte er gegenüber dem „Spiegel“.

Richtige Anleitung ist essenziell
Das Risiko von Schädigungen besteht allerdings auch bei Krafttraining, wenn es nicht richtig ausgeführt wird. Bei Kindern und Jugendlichen ist es deshalb unabdingbar, dass geschulte Trainer zur Seite stehen, die auch nach der sorgfältigen Einweisung ein Auge auf die Fitnessaktivitäten haben und gegebenenfalls korrigierend eingreifen. Dieser Aspekt sollte bei der Wahl eines Fitnessstudios höchste Priorität genießen.

Schonend und sachgerecht betrieben, verursacht Krafttraining statistisch weniger Verletzungen als Kontaktsportarten wie Fußball, American Football oder Basketball. Darüber hinaus ist es für viele Jugendliche der einzige Anlass, sich mal sportlich zu betätigen; die körperliche Fitness der Generation Z bleibt hinter der früherer Generationen zurück. Insofern sollten Eltern es grundsätzlich begrüßen, wenn ihre Sprösslinge ins „Gym“ gehen wollen. Eine verlässlich hohe Betreuungsqualität vorausgesetzt, ist das Fitnessstudio ist gesundheitsförderlicher Ort.