Kopfhörer im Straßenverkehr sind ein Sicherheitsrisiko

Viele Menschen haben heutzutage nicht nur Ihr Smartphone, sondern auch immer die zugehörigen Kopfhörer dabei – und benutzen sie auch. Im Straßenverkehr kann das gravierende Folgen haben.

Natürlich ist es schön, beim Schlendern durch die Stadt oder beim flotten Radeln in der Frühlingssonne die Lieblingsmusik im Ohr zu haben. Auch beim Joggen haben treibende Rhythmen durchaus eine beflügelnde Wirkung. Doch im öffentlichen Raum kann die Benutzung von Kopfhörern mit lebensbedrohenden Gefahren verbunden sein. Darauf wies die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) jüngst in einem Appell hin. Reinhard Hoffmann von der DGU beklagt: „Leider müssen wir in den Unfallkliniken immer wieder Verletzte und Schwerverletzte versorgen, die wichtige Signale überhört haben und dann verunglückt sind.“

Offizielle Statistiken zur Unfallursache Kopfhörer gibt es nicht. Doch auch Praktiker wie der Berliner Unfallchirurg Dr. Olaf Freiberger vom Orthozentrum warnen vor dem Risiko: „Es stimmt besorgt, wie viele Verkehrsteilnehmer man heutzutage mit Stöpseln im Ohr sieht. Ein Radfahrer sollte sich ebenso wie jeder Fußgänger nicht nur auf die Augen als Warnorgan verlassen, das grenzt an Fahrlässigkeit.“ Hinzu kommt: Wer unterwegs Musik oder Hörspiele über den Kopfhörer genießt, schließt nicht nur Umgebungsgeräusche aus, sondern ist auch noch abgelenkt, was das Sicherheitsrisiko verschärft.

Die rechtliche Lage ist unklar; die Straßenverkehrsordnung fordert zwar, dass das Gehör nicht „beeinträchtigt“ wird, doch wo eine Beeinträchtigung beginnt, ist Ansichtssache. Auch das Kölner Oberlandesgericht ließ die genaue Grenze offen, als es entschied, Radfahrer dürften nur dann Kopfhörer tragen, wenn keine „Gehörbeeinträchtigung“ daraus folge. Nach Ermessen kann die Polizei jedoch das Hören zu lauter Musik im Straßenverkehr als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld von zehn Euro belegen.

Das schreckt niemanden ab, und so bleibt nur die Hoffnung auf Vernunft. „Als Unfallchirurg kann ich nur eindringlich davor warnen, das Glück herauszufordern. Auch als Fußgänger muss man mit wachen Sinnen auf den Straßen unterwegs sein, sonst findet man sich schnell in der unfallchirurgischen Praxis wieder – und das wäre noch nicht mal die schlimmste denkbare Option“, warnt denn auch Dr. Freiberger, der aus seinem Berufsalltag weiß, wie sich Unachtsamkeit im Verkehr rächen kann. Auch wenn es manchem schwerfällt: Der Verzicht auf den Kopfhörer sollte für jeden verantwortungsbewussten Verkehrsteilnehmer ein unstrittiges Gebot sein.