Kreuzschmerzen? Bewegung, Bewegung, Bewegung!

Fast jeder und jede leidet irgendwann im Leben unter Schmerzen im unteren Rücken. Das hilfreichste Mittel dagegen ist regelmäßige Bewegung. Gezieltes Rückentraining ist gar nicht erforderlich – häufiges Spazierengehen reicht laut einer aktuellen Studie aus.

Seriösen Schätzungen zufolge bleibt es nur rund 15 Prozent der Menschen hierzulande lebenslang erspart, Kreuzschmerzen zu verspüren. Vor allem bei Frauen erreichen diese oft eine Intensität, die das alltägliche Leben einschränkt und überschattet. Der Hauptgrund liegt meistens in einem Bewegungsmangel, wie der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung erläutert: „Die meisten Menschen sitzen und liegen heutzutage zu viel. In der Folge wird die Rückenmuskulatur nicht ausreichend trainiert, oft kommen Fehlhaltungen hinzu.“

Der Weg zu einem schmerzfreien Rücken führt daher über Bewegung, wie sattsam bekannt ist. Weniger bekannt ist hingegen, dass es gar nicht gezieltes Rückenmuskulaturtraining, etwa im Fitnessstudio oder in einer Physiotherapiepraxis, braucht. Man muss noch nicht einmal „echten“ Sport treiben, um dem unteren Rücken etwas Gutes zu tun. Schon regelmäßige Spaziergänge – fünfmal pro Woche 30 Minuten – haben einen signifikanten Effekt. Das belegte kürzlich eine Studie der Macquarie University in Sydney, deren Ergebnisse im Fachjournal „The Lancet“ publiziert wurden.

Fast doppelt so lange schmerzfrei
Die Wissenschaftler teilten 701 Probanden, die keinen Sport trieben und vor kurzer Zeit unter Kreuzschmerzen gelitten hatten, in zwei Gruppen auf. Eine ging regelmäßig im oben genannten Mindestumfang spazieren, die andere lebte weiterhin so bewegungsarm wie zuvor. Es zeigte sich ein deutlicher Effekt: Während die Spaziergänger erst nach durchschnittlich 208 Tagen von erneuten starken Kreuzschmerzen berichteten, traten diese bei den Inaktiven schon nach 112 Tagen wieder auf.

„Wir wissen nicht genau, warum Gehen so gut für die Vorbeugung von Rückenschmerzen ist, aber wahrscheinlich ist es eine Kombination aus den sanften Schwingungsbewegungen, der Belastung und Stärkung der Wirbelsäulenstrukturen und -muskeln, der Entspannung und dem Stressabbau sowie der Ausschüttung von Wohlfühl-Endorphinen“, mutmaßt Studien-Co-Autor Mark Hancock.

Die Hürde für ein rückenschonendes und -stärkendes Bewegungsprogramm liegt also niedriger, als viele Menschen vermuten. Neben dem Spazierengehen kommen indes unzählige weitere Bewegungsarten infrage. Wenn Zweifel an der Unbedenklichkeit und Wirksamkeit bestehen, hilft der Orthopäde des Vertrauens gerne weiter.