Vor dem Kopfsprung: Wassertiefe kontrollieren!

Jahr für Jahr kommt es in der Badesaison zu schweren Rückenmarksverletzungen infolge unbedachter Kopfsprünge. Vor allem jüngere Männer neigen zu riskanter Waghalsigkeit, häufig bestärkt durch Alkohol oder andere Drogen.

Lange hat die warme Jahreszeit auf sich warten lassen, nun endlich laden die Temperaturen wieder dazu ein, sich in einem Schwimmbad, See, Fluss, Meer oder heimischen Pool ins kühle Nass zu stürzen. Damit steigt auch die Gefahr, die Wassertiefe falsch einzuschätzen und sich bei einem Sprung ins Wasser zu verletzen. Brenzlig kann es vor allem bei Kopfsprüngen werden. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) warnt deshalb vor Leichtsinn. „Schwere Verletzungen durch einen Sprung in ein ungeprüftes Gewässer sind ein wiederkehrendes Problem in der Badesaison“, so DGOU-Präsident Prof. Dr. Andreas Seekamp.

Zur warmen Jahreszeit gehört es leider mit einer tragischen Regelmäßigkeit, dass unbedachte Kopfsprünge zu schweren Rückenmarksverletzungen führen. „Bei einer starken Schädigung der Nervenbahnen kann es zu einer Querschnittslähmung kommen“, erklärt der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung. „Im schlimmsten Fall, wenn die Halswirbelsäule betroffen ist, droht eine Tetraplegie – eine Querschnittslähmung, die beide Arme und beide Beine komplett oder weitgehend bewegungs- und empfindungsunfähig macht.“

Männeranteil: 99 Prozent
Deutschlandweite Statistiken zur Gesamtzahl und Charakteristik solcher Unfälle gibt es nicht. Das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum hat jedoch 60 Behandlungsfälle ausgewertet, die in der hauseigenen Notaufnahme wegen Rückenmarksverletzungen infolge eines Kopfsprungs versorgt wurden. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 28 Jahren, der Männeranteil bei 98,7 Prozent. In 42 Prozent der Fälle war Alkohol im Spiel. Zu einer vollständigen Heilung kam es bei keinem einzigen Patienten. Alle müssen demnach dauerhaft mit einer Behinderung leben, mehr als jeder zweite sogar mit einer Tetraplegie.

Um sich ein solches Schicksal zu ersparen, sollten Badende niemals ohne gründliche Prüfung kopfüber in unbekannte oder trübe Gewässer springen. Unter der Wasseroberfläche sollte mindestens eineinhalb Meter Freiraum sein, in dem sich keinerlei harte Hindernisse befinden. Besonders vorsichtig sollte man bei Drogenkonsum sein, nach dem man bestenfalls gar nicht mehr ins Wasser geht. Hier ist auch eine verantwortungsvolle Fürsorge innerhalb der Gruppe gefragt, deren Mitglieder aufeinander achtgeben sollten.