Vorsicht vor verfrühtem Trainings-Wiedereinstieg
Nach einer Muskelverletzung brennen viele Sportler darauf, endlich wieder richtig zu trainieren. Wer zu früh wieder mit Belastungen beginnt, riskiert allerdings schwerwiegendere Schäden.
Knapp jede dritte Sportverletzung betrifft die Muskeln. Von den Muskelverletzungen wiederum entfallen rund 98 Prozent auf leichte Muskelfaserrisse und Zerrungen. Eigentlich keine gravierenden Schädigungen, doch eine Pause von mehreren Tagen oder Wochen muss sein. Das fällt vielen ambitionierten Sportlern jedoch schwer.
„In meiner Praxis erlebe ich regelmäßig, dass Patienten mit Muskelverletzungen sich nicht genügend Zeit zum Ausheilen geben und ihr sportliches Programm zu früh wieder aufnehmen. In der Folge kommt es dann meist zu einer Verschlimmerung“, berichtet der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung. Er rät Sportlern dringend dazu, zunächst die Ausheilung abzuwarten, danach behutsam wieder einzusteigen und das Pensum langsam zu steigern. „Sobald Schmerzen auftreten, sollte das Training abgebrochen werden“, empfiehlt der erfahrene Sportmediziner.
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht
Es gibt einen aus dem Profi- in den Breitensport sickernden Trend, mit innovativen Therapieverfahren einen immer früheren Trainings-Wiedereinstieg zu ermöglichen. Ob der versprochene Effekt sich wirklich einstellt, wurde allerdings noch nicht wissenschaftlich belegt. Viel spricht dafür, dass die betroffenen Muskeln einfach eine gewisse Zeit zur Regeneration brauchen, gemäß dem Sprichwort: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Sportler, die sich eine Verletzung zuziehen, sollten das betroffene Areal zunächst kühlen – allerdings darf man es mit der Kälte nicht übertreiben, um das Gewebe vor Schäden durch Unterkühlung zu schützen. Eis oder Eissprays sind daher nicht zu empfehlen, eher Kühlpaste oder Kompressionsverbände, die in Eiswasser getaucht werden. Sodann sollte schnellstmöglich eine sportärztliche Diagnose eingeholt werden, um zielgerichtet eine Therapie einleiten zu können. Insbesondere bei einem Muskelfaserriss kann jede Minute für die folgende Regenerationsdauer entscheidend sein.