Wann darf man nach Knie- oder Hüft-OP wieder Auto fahren?
Zwei Studien der Berliner Charité widmen sich der Frage, wann Patienten nach dem Einsatz eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks wieder fahrtauglich sind.
Bei der Vorbesprechung einer Operation zum Einsetzen eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks taucht die Frage regelmäßig auf: Wie lange dauert es nach der OP, bis ich mich wieder ans Steuer setzen darf? Angesichts der Bedeutung, die das Auto für die alltägliche Mobilität vieler Menschen hat, mag es verwundern, dass zu dieser Frage bis vor Kurzem keine wissenschaftlich validen Studien vorlagen. Der Grund dafür dürfte vornehmlich darin liegen, „dass die Rehabilitationszeit von Patient zu Patient und je nach individueller Behandlungssituation sehr unterschiedlich ausfallen kann“, wie der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung hervorhebt.
Die Charité – Universitätsmedizin Berlin ist diese Forschungslücke dessen ungeachtet angegangen und hat sie mit zwei Studien geschlossen. Im Fokus stand die Fähigkeit, schnell Notbremsungen durchzuführen, wofür einerseits eine schnelle Reaktionszeit auf den Bremsreiz und andererseits genügend Kraft (sogenannte Bremspedalkraft) vonnöten sind.
Die kurze Antwort: 4 Wochen nach Hüft-, 6 Wochen nach Knie-OP
Die erste Studie untersuchte die Notbremsfähigkeiten von 25 Patienten, die eine Hüftprothese erhielten, 6 Tage vor sowie 2, 4 und 6 Wochen nach dem Eingriff mittels Fahrsimulator. Wie sich zeigte, unterschieden sich die Fähigkeiten nach vier Wochen nicht mehr nennenswert von denen vor der OP.
An der zweiten Studie nahmen 30 Patienten teil, denen einen zementierte Knieendoprothese eingesetzt wurde. Hier wurden zusätzlich die neuronale Reaktionszeit und subjektive Wahrnehmungen wie Schmerz und selbst empfundene Fahrtüchtigkeit erhoben, und zwar vor der OP sowie 5 Tage, 3, 4 und 6 Wochen danach. Im Ergebnis müssen sich Knie-OP-Patienten etwas länger gedulden, bis sie wieder hinters Steuer können: Erst nach sechs Wochen entsprechen die Fahrfähigkeiten wieder denen vor dem Eingriff.
Wie oben bereits unterstrichen, können diese Werte nur als grobe Orientierung dienen, schon wegen der geringen Teilnehmerzahl der Studien, vor allem aber weil jeder Fall und Patient einzigartig ist.