Warum Nackenschmerzen nicht immer harmlos sind
Die meisten Menschen werden früher oder später mit Nackenschmerzen konfrontiert – tendenziell immer früher, da die Bildschirmzeit zunimmt, was wiederum ungünstige Körperhaltungen begünstigt. Was meist nur lästig und unangenehm ist, kann indes auch eine ernsthafte Ursache haben.
Gemäß Schätzungen bleibt es nur einer Minderheit der Deutschen lebenslang erspart, Schmerzen im Nacken zu verspüren. Die Bezeichnung Volkskrankheit wäre daher keine Übertreibung. „Vor allem Menschen, die viel am Bildschirm arbeiten, leiden häufig unter Nackenschmerzen, ebenso Smartphone-Nutzer, die stundenlang den Kopf nach vorne neigen“, erläutert der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung. „Generell liegt die Ursache in den meisten Fällen in Fehlhaltungen und -belastungen und/oder in Bewegungsmangel. Aber auch psychische Stressoren können ausschlaggebend sein.“
Zur akuten Linderung empfehlen sich bei Nackenverspannung zum einen Wärme, etwa durch Rotlicht oder Wärmesalbe, zum anderen wiederkehrende Übungen zur Kräftigung und Lockerung der Muskeln. Sind die Schmerzen sehr intensiv, kann auch ein Schmerzmittel zum Einsatz kommen – das sollte jedoch nur punktuell geschehen. Bei länger anhaltendem starken Schmerz sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Daneben sollte nach den Ursachen der Nackenschmerzen gesucht werden, um sie gezielt anzugehen – wofür beispielsweise Physiotherapie, Nackentraining, Haltungsänderungen, ein ergonomischerer Arbeitsplatz, Entspannungsübungen oder gegebenenfalls auch psychologische Hilfe infrage kommen.
Wann sollte sofort eine orthopädische Praxis aufgesucht werden?
In manchen Fällen sollte mit dem Arztbesuch nicht gezögert werden. Denn Nackenschmerzen, vor allem wenn sie plötzlich auftreten, können Symptom einer schwerwiegenden Erkrankung sein, beispielsweise einer Gehirn- oder Hirnhautentzündung oder eines Bandscheibenvorfalls.
Meist fallen sie dann sehr schmerzintensiv aus und schränken die Beweglichkeit stark ein, bis hin zur Genickstarre. Zudem werden sie häufig von anderen Symptomen begleitet, die von Schwindelgefühl, Übelkeit, Kopfschmerzen, Seh- und Gleichgewichtsstörungen über Kribbeln in den Extremitäten und Lähmungserscheinungen bis hin zu Fieber und Schüttelfrost reichen können. Wer solche Symptome an sich wahrnimmt, sollte unverzüglich eine ärztliche Abklärung vornehmen lassen, es könnte sich um einen Notfall handeln. Das Gleiche gilt bei starken Nackenschmerzen, die kurz nach einem Unfall auftreten.