Wie sich Knieschmerzen und -verletzungen vermeiden lassen
Kein anderes Gelenk kann solche Lasten tragen wie das Knie – und ist so verletzungsanfällig. Von Kniearthrose sind immer mehr junge Menschen betroffen. Ausschlaggebend ist vor allem der Lebensstil.
Das Kniegelenk kann als ein kleines Wunderwerk der Natur gelten. Das komplizierte Gebilde ist aber nicht nur das kräftigste im menschlichen Körper, sondern auch das verletzungsanfälligste. Kreuzband-, Innenband- oder Außenbandriss, Meniskusschaden oder Kniescheibeninnenstabilität heißen die gefürchtetsten Knieverletzungen. Sie alle können eine Arthrose begünstigen, einen kontinuierlichen Knorpelschwund im Gelenk, der am Ende häufig den Einsatz eines künstlichen Kniegelenks erforderlich macht.
Wie stark sich Kniearthrose ausbreitet, lässt sich an den Operationszahlen ablesen: 2005 erhielten in Deutschland rund 129.000 Menschen einen Kniegelenksersatz, 2023 waren es 230.000. Besonders besorgniserregend: Immer mehr junge Menschen sind betroffen. Schuld an dieser Entwicklung ist mutmaßlich das wachsende Übergewicht. Etwa 6 Prozent der Kinder und Jugendlichen weisen einen BMI-Wert von über 30 auf und gelten damit als adipös. Bei Erwachsenen beträgt diese Quote 19 Prozent. Die zusätzlichen Kilos stellen eine dauerhafte starke Belastung der Kniegelenke dar. Zudem wird vermutet, dass neben dem mechanischen Druck auch entzündliche Stoffe eine Arthrose fördern, die von Fettzellen gebildet werden und den Knorpel angreifen.
20+ Kilogramm mehr Körpergewicht = 50+ Prozent höheres Arthroserisiko
Übergewicht und insbesondere Adipositas bilden damit die Hauptrisikofaktoren für Kniearthrose. Studien zufolge führen 20 oder mehr Kilogramm zusätzliches Körpergewicht zu einem mehr als 50 Prozent höheren Risiko gegenüber normalgewichtigen Personen. Hier liegt also der erste Ansatzpunkt für die Arthroseprophylaxe.
„Der Lebensstil hat – wie bei den meisten orthopädischen Leiden – einen enormen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Kniegelenksarthrose. Übergewicht zu vermeiden bzw. abzubauen und sich viel zu bewegen hat nicht nur präventive Wirkung, sondern kann auch bereits eingetretene Knorpelbeschwerden lindern“, erläutert der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung. „Verzichten sollte man vor allem auf Industriezucker, auf Junkfood und aufs Rauchen, das sich negativ auf die Durchblutung der Gelenkschleimhaut auswirkt.“ Empfehlenswert sei die klassische mediterrane Kost mit ihrem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Und eben: mehrmals pro Woche Rad fahren, wandern oder spazieren gehen, um die Muskulatur zu stärken und das Kniegelenk zu entlasten.

