Abnehmen durch Sport funktioniert nur bedingt

Ordentlich ins Schwitzen bringen, dann schrumpft das Fettgewebe und damit das Gewicht? So einfach ist es nicht, wie kanadische Forscher nun herausgefunden haben.

Dass sportliche Betätigung hohen gesundheitlichen Nutzen hat, körperlich wie seelisch, ist vielfach belegt und unbestritten. Im allgemeinen Bewusstsein gehört auch der Abbau von Übergewicht zu den Vorteilen. Wie eine Forschergruppe der Universität Ottawa nun im Fachmagazin „Current Biology“ berichtet, stimmt das allerdings nur teilweise. Insbesondere ältere Menschen mit Übergewicht ändern an diesem nicht viel, wenn sie sich häufig sportlich verausgaben.

Bei ihrer Studie an 1.750 Probanden fanden die kanadischen Wissenschaftler heraus, dass gerade bei übergewichtigen und älteren Personen ein Mechanismus des menschlichen Körpers merklich greift: Wenn durch Anstrengung wie Sport zusätzliche Kalorien verbrannt werden, sinkt anschließend der Grundumsatz, um Kalorien zu sparen. In den Ruhephasen nach einer Sporteinheit verbraucht der Körper also weniger Energie als normalerweise – und macht damit einen großen Teil der Anstrengungen wirkungslos.

Jede verbrannte Kalorie wird bei Adipositas zur Hälfte wieder eingespart
Konkret: Bei den Probanden mit Fettleibigkeit (Adipositas) wurde jede beim Sport verbrannte Kalorie im Anschluss zur Hälfte vom Körper kompensiert, indem er seinen Grundumsatz herunterfuhr. Gerade bei dieser Gruppe wurden die Fettreserven kaum tangiert. Vereinzelte fettleibige Studienteilnehmer nahmen daher nach Beginn des Sportprogramms sogar eine Zeitlang zu, da ihr Körper den gesamten Energieumsatz heruntergeregelt hatte.

Dieser Mechanismus kommt mit den Lebensjahren immer stärker zum Tragen. Warum das so ist, kann die Wissenschaft derzeit noch nicht beantworten. Die Forscher aus Ottawa mutmaßen, dass eine bestimmte genetische Disposition verantwortlich sein könnte. Vielleicht könne man sie in Zukunft durch eine Genanalyse bei jedem einzelnen Abnehmwilligen eruieren und dann das Sport- und Diätprogramm darauf einstellen.

Der Sinn und Nutzen regelmäßiger sportlicher Aktivitäten wird durch die Studienergebnisse keineswegs infrage gestellt. „Sport stärkt die Muskulatur und damit den Stütz- und Bewegungsapparat, was Beschwerden wie Rückenschmerzen vorbeugt und den Körper länger fit und beweglich hält“, hebt der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung hervor. „Darüber hinaus haben sportliche Menschen ein geringeres Risiko, an Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes, Krebs oder Demenz zu erkranken, wie eine Vielzahl von Studien bewiesen hat.“