E-Scooter sind lebensgefährlich
Elektrische Tretroller werden bald die Innenstädte bevölkern. Das Unfallrisiko ist hoch, auf einen Helm sollte nicht verzichtet werden.
Ursprünglich wollte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer die akkubetriebenen Tretroller, die in anderen Ländern bereits zu Abertausenden umherfahren, auch auf Gehwegen zulassen. Der Grünenpolitiker Tarek Al-Wazir sah bereits ein „Konjunkturprogramm für Unfallchirurgen“ kommen. In der nun Mitte Mai vom Bundesrat abgesegneten Zulassung wird der Betrieb der E-Scooter auf Straßen und Radwege begrenzt.
Auch das wird allerdings eine Vielzahl von Unfällen nicht verhindern können. Denn die Rollerfahrer sind erstens schnell, zweitens leise und drittens, selbst wenn sie einen Helm tragen, praktisch ungeschützt unterwegs. Ein Helm ist nicht vorgeschrieben, Richtungswechsel anzuzeigen kaum möglich. Erste Erfahrungen, in Deutschland wie anderswo, bestätigen die Befürchtung des Deutschen Verkehrssicherheitsrates, dass sich das Unfallrisiko durch die neuen Verkehrsmittel erhöht.
So berichtete etwa ein Oberarzt der Klinik für Unfallchirurgie in Göttingen kürzlich in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, in sein Haus seien innerhalb der letzten vier Wochen zwei schwer verletzte E-Scooter-Fahrer eingeliefert worden, mit Schädel-Hirn-Trauma und Verrenkungsbrüchen an den Sprunggelenken. Das US-amerikanische Center for Disease Control and Prevention wertete Scooterunfälle im texanischen Austin aus: Fast jeder zweite der 190 im zweimonatigen Untersuchungszeitraum registrierten Unfälle endete mit schweren Kopfverletzungen.
„Bei 20 Stundenkilometern besteht beträchtliches Verletzungsrisiko“
„E-Scooter sind sowohl für die Fahrer als auch für Passanten brandgefährlich. Bei einem Aufprall mit 20 Stundenkilometern besteht ein beträchtliches Verletzungsrisiko“, warnt der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung. „Das Tragen eines Helms sollte eine Selbstverständlichkeit sein – doch auch der bietet nur sehr begrenzten Schutz.“
Insbesondere ihre Geräuschlosigkeit macht die kleinen Flitzer so gefährlich, die Verkehrsteilnehmer müssen sich noch auf dieses neue, lautlose Risiko einstellen. Oberstes Gebot sollte daher für alle Seiten Umsicht und Vorsicht sein. Das gilt vor allem für Anfänger: Sie stellten in Austin rund ein Drittel der Unfallopfer.