Erste E-Scooter-Unfallstatistik für Deutschland veröffentlicht
Groß war die Sorge von Unfallchirurgen, als die elektrisch angetriebenen Tretroller vor anderthalb Jahren Einzug ins Straßenbild hielten. Nun zeigen erste Zahlen: Das Unfallgeschehen mit E-Scooter-Beteiligung hält sich in Grenzen. Gleichwohl sollten die Fahrer sich der Gefahr für Leib und Leben bewusst sein.
Der Ansturm auf die Unfallambulanzen ist ausgeblieben. Entsprechende Befürchtungen waren 2019 seitens Unfallchirurgen geäußert worden, als Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer die öffentlichen Verkehrswege für E-Scooter freigab. Immerhin sind die Fahrer weitgehend ungeschützt unterwegs, selbst wenn sie einen Helm tragen. Das Statistische Bundesamt gab nun Zahlen für 2020 bekannt, denen zufolge sich diese Sorgen nur teilweise bewahrheitet haben.
2.155 Unfälle unter Beteiligung von „Elektro-Kleinstfahrzeugen“ mit Toten und/oder Verletzten wurden registriert. Fünf Tote sind zu beklagen, 386 Schwer- und 1.907 Leichtverletzte. Bei vier von fünf dieser insgesamt 2.298 Unfallgeschädigten handelte es sich um den Fahrer oder die Fahrerin selbst. Etwas geringer ist die Quote der von den E-Scooter-Fahrer verursachten Unfälle: 72 Prozent.
Häufig ist Alkohol im Spiel
Die Polizei stellte bei 2.355 E-Scooter-Fahrern, die in einen Unfall verwickelt waren, ein Fehlverhalten fest. In 18 Prozent dieser Fälle waren die Verunfallten von Alkohol berauscht, was damit die häufigste Ursache darstellt. Zum Vergleich: Bei Radfahrern beträgt diese Quote weniger als 8 Prozent. 16,6 Prozent fuhren auf nicht freigegebenen Flächen wie Gehwegen. Zu schnell waren 8,5 Prozent unterwegs.
In jeden dritten E-Scooter-Unfall mit Personenschaden war ein Pkw involviert. Rund die Hälfte aber ereignete sich ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer, so auch bei drei der fünf Unfälle mit Todesfolge.
Insgesamt ist der Anteil von Verkehrsunfällen mit E-Scooter-Beteiligung angesichts von insgesamt 264.000 Unfällen mit Personenschaden auf deutschen Straßen eher überschaubar, konkret: 0,8 Prozent. Das sollte jedoch nicht dazu verleiten, die Gefahren zu unterschätzen, wie der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung betont: „Bei der Geschwindigkeit, mit der Elektroroller unterwegs sein können, drohen im Falle eines Aufpralls schwerste Verletzungen – wie die fünf Todesopfer und die 386 Schwerverletzten, die statistisch erfasst wurden, eindringlich belegen. Daher sollte das Tragen eines Helms selbstverständlich sein, ebenso Nüchternheit, Umsicht und defensive Fahrweise.“