Helfen „Haltungstrainer“ gegen Rückenschmerzen?

Mit diesem Werbeversprechen werden manche „Geradehalter“, „Haltungskorrektoren“ oder „Haltungstrainer“ vermarktet. Wer darauf baut, wird allerdings enttäuscht werden.

Wenn ein neues Produkt schon auf den Aktionstischen der Discountriesen angeboten wird, kann man davon ausgehen, dass es sich am Markt durchgesetzt hat. Ebendies gilt für „Haltungstrainer“, auch „Haltungskorrektoren“ oder „Geradehalter“ genannt. Es handelt sich um eine Art Geschirr, ein Gurtsystem, das für aufrechtes Sitzen sorgen und so die Wirbelsäule entlasten soll. Der Verkaufserfolg geht auch auf Marketingversprechen wie „garantierte Schmerzlinderung“ zurück.

Nun adressiert die Produktinnovation ein reales, wachsendes Problem, das durchaus Aufmerksamkeit verdient: „Wir sitzen heutzutage zu viel, am Schreibtisch, im Auto, auf dem Sofa, gern in gekrümmter Haltung. Das führt langfristig zu Beschwerden und Schädigungen des Bewegungsapparats“, fasst der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung zusammen.

Aufrechtes Sitzen kann dem Negativtrend entgegenwirken, auch wenn in Übersichtsarbeiten kein Beleg für einen Einfluss der Körperhaltung auf chronische Schmerzen gefunden werden konnte. Eine Art Therapie gegen Haltungsdefizite und Nacken- oder Rückenschmerzen sollte man sich jedenfalls nicht von einem Haltungstrainer versprechen.

Der Schlüssel zur Schmerzfreiheit heißt: Training
„Man sollte nicht denken, dass man seine Schmerzen beseitigen kann, einfach indem man einen Gurt anlegt“, betont Prof. Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Grundsätzlich seien Haltungstrainer aber nicht zu verdammen: „Wenn jemand das Gefühl hat, dass ihm Haltungskorrektoren helfen, dann kann man das probieren.“ Entscheidend für die Schmerzfreiheit sei aber vor allem die Muskulatur, die die Wirbelsäule stützt, und die gewinnt durch einen Haltungstrainer nicht an Kraft hinzu.

Ins gleiche Horn stößt Ute Merz, Sprecherin des Deutschen Verbands für Physiotherapie: „Sie müssen eine ausreichend trainierte Rumpfmuskulatur haben, um aufrecht sitzen und stehen zu können. Und Sie sollten auch mal schmerzfrei krumm sitzen können.“ Dafür sei regelmäßiges Training der betreffenden Muskulatur unabdingbar. „Der Haltungstrainer kann dabei zu Beginn unterstützen, sollte aber nicht dauerhaft erforderlich sein.“