Heute schon rückwärtsgegangen?
Falls nicht, sollten Sie darüber nachdenken. Denn das Rückwärtsgehen vereint gleich mehrere gesundheitliche Vorteile, für den Bewegungsapparat wie fürs Gehirn.
Zugegeben, es sieht gewöhnungsbedürftig aus, wenn Menschen rückwärts durch die Gegend laufen. Und doch könnte es zu einem gewohnten Bild werden, denn es spricht sich immer mehr herum, wie viel man mit dem Rückwärtsgehen für die Gesundheit tun kann.
Es beginnt bei den Kniegelenken: „Beim Rückwärtsgehen wird der Druck auf die Knieinnenseite verringert, wo bei vielen Menschen Arthritis einsetzt. Durch die Beanspruchung anderer Muskelgruppen als beim Vorwärtsgehen werden die damit verbundenen Knieschmerzen gelindert“, erläutert der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung. Daneben trainiert der ungewohnte Bewegungsablauf die Haltung, insbesondere die Muskulatur im unteren Rücken.
Ebenfalls auf die orthopädische, aber auch auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit zahlt der Kalorienverbrauch beim Rückwärtsgehen ein: Er liegt um bis zu 40 Prozent höher als beim normalen Gehen, denn es sind mehr Muskelgruppen beteiligt.
Fitness für die grauen Zellen
Da wir das Rückwärtsgehen nicht gewohnt sind, erfordert es eine höhere Koordinations- und Konzentrationsleistung als das Vorwärtsgehen. Damit stärkt es nicht nur den Gleichgewichtssinn und die Körperstabilität, sondern wirkt sich auch günstig auf das Erinnerungsvermögen aus, wie Studien belegt haben. So zeigten Probanden bei einem Experiment der Londoner University of Roehampton bessere Leistungen bei einem Gedächtnistest, wenn sie zuvor rückwärtsgegangen waren, als nach gar keiner Bewegung oder einem normalen Spaziergang. Die Antworten fielen sogar auch dann präziser aus, wenn sich die Teilnehmer das Rückwärtsgehen nur vorgestellt hatten. Das Training der rechten Gehirnhälfte soll nach Einschätzung von Experten darüber hinaus Demenz, vor allem Alzheimer, vorbeugen.
Jede Menge Gründe also, gleich heute mit dem Rückwärtsgehen zu beginnen. Selbstverständlich sollte eine sichere Umgebung dafür gewählt werden, idealerweise geht eine Begleitung vorwärts mit. Für eine merkliche Wirkung werden zwei bis drei „Rückwärts-Spaziergänge“ pro Woche empfohlen. Wer darin firm ist, kann die Anforderungen steigern und im Joggingtempo und/oder bergauf rückwärtslaufen. Sicherheit sollte dabei aber immer Priorität haben.