Ist E-Bike-Fahren „richtiger“ Sport?

Kritiker des E-Bike-Booms befürchten, dass der Gesundheitseffekt des Radelns durch die Motorunterstützung verloren geht. Eine Hannoveraner Studie gibt nun Entwarnung.

Mittlerweile verfügt fast jedes zweite neu verkaufte Fahrrad über einen Elektromotor. Je nach Einstellung reicht bei E-Bikes ein sanfter Druck auf die Pedale, um auch bei Steigungen oder Gegenwind zügig voranzukommen. Dadurch werden zweifelsohne viele Menschen zum Radfahren motiviert, die andernfalls auf das Auto oder den ÖPNV zurückgreifen würden – eine begrüßenswerte Entwicklung: „Radfahren tut dem Bewegungsapparat gut, denn es trainiert die Muskeln auf sehr gelenkschonende Weise. Hinzu kommen weitere günstige gesundheitliche Effekte, unter anderem für das Herz-Kreislauf-System“, fasst der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung zusammen.

Doch ist das Fahren mit einem E-Bike in dieser Hinsicht überhaupt mit dem „klassischen“ Radfahren zu vergleichen? Oder entspricht es eher der Fortbewegung mit einem E-Roller oder einem Moped?

Der Frage nach den gesundheitlichen Effekten der E-Bike-Nutzung ist nun ein Team des Instituts für Sportmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover nachgegangen. Es wertete dazu fast 60.000 Fahrten aus, die von 1.250 E-Bike-Nutzern und 629 Fahrradfahrern unter Beobachtung ausgeführt wurden.

Die gesundheitlichen Vorteile sind zahlreich
Wie der Studienleiter Prof. Dr. Uwe Tegtbur kürzlich im „Spiegel“ erklärte, kann auch das E-Bike-Fahren mit gesundheitlichen Vorteile punkten, und das auf verschiedenen Ebenen. So liege der Puls von E-Bike-Nutzern im Durchschnitt nur um fünf Schläge pro Minute unter dem von Radfahrern. „Wenn man jeden Tag 12 bis 15 Kilometer mit dem E-Bike fährt, reduziert sich die Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden, um 40 Prozent. Darüber hinaus sinkt das Risiko für das metabolische Syndrom, also Übergewicht, Bluthochdruck sowie Zucker- und Fettwechselstörungen, um rund 50 Prozent, das Krebsrisiko um 30 Prozent“, führt Tegtbur aus.

Und das seien noch nicht alle Segnungen des E-Bikens. Es senke auch das Alzheimer-/Demenz- und das Fettleberrisiko sowie den Cholesterinwert. Effekte auf den Bewegungsapparat wurden von den Hannoveranern nicht untersucht, doch dass es sie angesichts der kontinuierlichen Bewegung gibt, kann angenommen werden.

Festhalten lässt sich: Das „klassische“ Radfahren mag zwar gesünder sein als das E-Biken, doch empfehlenswert ist beides.