Jeder fünfte Sportunfall ereignet sich beim Skifahren

Gemessen an der überschaubaren Zahl der Skifahrer erleiden diese überproportional häufig folgenschwere Verletzungen bei der Ausübung ihres Sports. Vor allem die Knie sind oft betroffen.

Wie viel Zeit die Deutschen tatsächlich auf einem Fußballplatz und auf einer Skipiste verbringen, lässt sich nicht seriös schätzen. Anzunehmen ist jedoch, dass die addierten Fußballminuten die Skiminuten weit überwiegen. Dafür sprechen beispielsweise die Mitgliederzahlen des Deutschen Fußball-Bundes (rund 7 Millionen) und des Deutschen Skiverbandes (rund eine halbe Million), aber auch die stärkere Saisonabhängigkeit des Skisports. Dieser stellt zudem, wenn man nicht gerade im Gebirge wohnt, ein exklusives Vergnügen dar, denn die Kosten für Hin- und Rückreise, Hotel, Verpflegung und Liftpass addieren sich.

Da liegt die Vermutung nahe, dass Fußballverletzungen ein Vielfaches der Skisportverletzungen ausmachen. Laut einer Auswertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist dem jedoch nicht so. Zwar geht mit 35 Prozent mehr als jeder dritte der insgesamt rund 38.000 Sportunfälle, die von den Unfallversicherern jährlich reguliert werden, auf den Massensport Fußball zurück. Doch auf Rang zwei folgt bereits der Skisport mit 22 Prozent. Ein Anteil, der in Relation zu den Ausübendenzahlen von einem enormen Verletzungsrisiko zeugt.

„Verletzungen meist komplizierter und langwieriger“
Nicht nur die Quantität der Skiunfälle ist besorgniserregend, auch ihre Qualität, also die Schwere der Verletzungen, sticht heraus. „Im Vergleich zu anderen Sportarten sind die Versicherungsleistungen bei Skiunfällen deutlich höher, da die Verletzungen meist komplizierter und langwieriger sind“, erläutert der GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Während die Versicherer bei Fußballverletzungen durchschnittlich rund 5.200 Euro leisten, sind es bei Skisportverletzungen 7.700 Euro.

Verantwortlich dafür sind vor allem Verletzungen der Beine (40 Prozent) und der Arme (30 Prozent). Einer Analyse der Auswertungsstelle für Skiunfälle (ASU) zufolge betreffen 28 Prozent der Verletzungen die Knie, bei Frauen mit mehr als 40 Prozent deutlich mehr als bei Männern mit 19 Prozent.

Experten wie der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung empfehlen, sich auf den Ausflug auf die Skipiste gut vorzubereiten. Die beanspruchten Muskelgruppen sollten im Vorhinein trainiert werden; gute Schutzausrüstung sollte selbstverständlich sein; vor allem aber sollte man dem Motto „Langsam angehen lassen“ folgen und die eigenen Fähigkeiten nicht überschätzen. Zu hohe Geschwindigkeit ist nämlich eine der Hauptursachen für folgenschwere Skisportverletzungen.