Kreuzbandriss: Vor allem Frauen sollten vorbeugen

Schwere Knieverletzungen treten bei Frauen deutlich häufiger auf als bei Männern, Kreuzbandrisse besonders häufig vor dem Erwachsenenalter. Durch neuromuskuläres Training lässt sich das Risiko um ein Drittel reduzieren.

Wenn sich Unter- und Oberschenkel gegeneinander verdrehen, drohen Knieverletzungen. Zum gefürchteten Kreuzbandriss kommt es zwar häufig bei Kontaktsportarten – doch das liegt primär an den vielen abrupten Richtungswechseln und Sprüngen, weniger an den Kontakten selbst. Beim Fußball beispielsweise gehen die meisten Knieverletzungen auf „Nicht-Kontakt-Situationen“ zurück. Frauen sind davon doppelt so häufig betroffen wie Männer, vor allem wegen einer anderen Bewegungsmechanik, Anatomie, Biomechanik und auch Hormondisposition. Insbesondere vor ihrem 19. Geburtstag sind sie stark gefährdet.

„Ein Kreuzbandriss ist nicht nur sehr schmerzhaft. Er erfordert auch eine lange Therapie- und Regenerationszeit von in der Regel sechs bis zwölf Monaten, bis das Knie wieder voll belastet werden kann“, erklärt der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung. „Zudem kann der Gelenkverschleiß in späteren Jahren dadurch beschleunigt werden.“

Nach einer operativen Behandlung, bei der ein Sehnenstück meist aus dem Oberschenkel entnommen und dann als Ersatz des gerissenen Kreuzbandes eingesetzt wird, erreicht das Knie bei 80 bis 90 Prozent der Patienten wieder die gewohnte Funktionalität. Eine 50-prozentige Ausheilungschance hat man mit einer konservativen Therapie, die auf einer Stärkung der Kniemuskulatur beruht.

Sportler(innen) können das Risiko signifikant absenken
Wie jüngere Studien belegt haben, könnte rund ein Drittel der Kreuzbandrisse durch gezieltes Training verhindert werden, das sich wegen des enormen Risikos insbesondere für Fußballerinnen und Handballerinnen empfiehlt. Das sogenannte neuromuskuläre Training baut nicht nur Muskelkraft auf, sondern soll auch Koordination und Balance schulen. Es lässt sich zum Beispiel in die Aufwärmübungen integrieren.

Anleitungen gibt es etwa von der Deutschen Kniegesellschaft („Stop-X“) und vom Deutschen Fußball-Bund in Zusammenarbeit mit der FIFA. Deren Präventionsprogramm „11+“ umfasst neben Laufübungen auch Einheiten für Kraft, Plyometrie (Schnellkraft) und Gleichgewicht.