Pandemie schlägt auf Fitness durch

Rund jeder dritte Bundesbürger fühlt sich heute weniger fit als vor Beginn der Covid-19-Lockdowns, wie die aktuelle Umfrage „Fitness 2022“ zeigt.

Die Sportvereine und -anlagen ebenso wie die Fitnessstudios geschlossen bzw. zur Inaktivität verdammt, entfallende Wege zur Arbeit, viel Zeit auf dem heimischen Sofa: Es überrascht nicht, dass die Pandemiebedingungen für viele Menschen eine Herausforderung an den Sportsgeist waren. Es blieb nicht viel, um die eigene Fitness zu erhalten, und es erforderte – ohne Routinen und fest verabredete Termine – mehr Disziplin als üblicherweise.

Darunter hat die Fitness der Deutschen gelitten. Bereits im letzten Jahr erschien eine Umfrage, mit der die Technische Universität München erhob, dass rund 40 Prozent in der Coronazeit zugenommen haben. Überproportional gaben das Menschen an, die schon zuvor übergewichtig waren.

Ins gleiche Horn stößt nun eine Umfrage der Krankenkasse pronova BKK, durchgeführt im Januar unter 1.000 volljährigen Personen. Rund die Hälfte fühlt sich ungefähr so fit wie vor der Pandemie, 19 Prozent fitter, jeder Dritte dagegen weniger fit.

Männer attestieren sich höhere Fitness
Bei der Einschätzung des eigenen Fitnesslevels zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während nur 15 Prozent der Frauen ihre eigene Fitness für hoch oder sehr hoch erachten, sind es bei den Männern mehr als doppelt so viele, nämlich 31 Prozent. Eine Erklärung liefert Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt bei der pronova BKK: „Andere Studien der pronova BKK haben bereits gezeigt, dass vor allem Frauen unter der Pandemie gelitten haben und sich zwischen Homeschooling und Homeoffice aufgerieben fühlten. Da blieb ihnen kaum Zeit, an ein Sportprogramm zu denken.“

Auch in der neuen Umfrage zeigt sich, dass besonders zuvor schon fitnessmuffelige Personen während der Pandemie abgebaut haben. Dr. Herold: „Wer also schon vorher sportlich nicht besonders aktiv war, hat durch die geschlossenen Fitnesscenter einen zusätzlichen Grund gefunden, dem inneren Schweinehund nachzugeben. Einige spüren bereits den Bewegungsmangel im Homeoffice und nehmen ein gesunkenes Fitnesslevel wahr. Andere können es gerade eben noch aufrechterhalten.“

Unabhängig vom Geschlecht verstärkt sich mit der Pandemie ein Trend, der schon vor 2020 Anlass zu Besorgnis gab: „Viele Menschen in Deutschland bewegen sich zu wenig, mit der Folge grassierenden Übergewichts und daraus resultierender Erkrankungen – von Herz-Kreislauf-Leiden bis hin zu orthopädischen Problemen“, erklärt der Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung, der in Berlin-Kreuzberg praktiziert und dringend zu regelmäßiger Bewegung rät, ob Lockdown herrscht oder nicht.