Rückenschmerzen: am besten individuell behandeln

Das Volksleiden Rückenschmerzen kann eine Vielzahl von Ursachen haben. Wie Frankfurter Forscher nun in einer Metastudie belegen, lohnt es sich, die Therapie persönlich zuzuschneiden – und gegebenenfalls um kognitive Verhaltenstherapie zu ergänzen.

Die Frage „Was tun gegen Rückenschmerzen?“ gehört zu den meistgestellten in deutschen Arztpraxen. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat 2020 erhoben, dass 61 Prozent der Bundesbürger in den letzten zwölf Monaten, wie man neuerdings sagt, „Rücken hatten“. „Chronische Rückenschmerzen gehören in Deutschland seit langem zu den größten Gesundheitsproblemen“, schreiben die RKI-Autoren. „Sie erzeugen eine immense Krankheitslast, sind in erheblichem Umfang für medizinische und soziale Leistungen verantwortlich und verursachen enorme gesamtwirtschaftliche Kosten.“

Was eine wirksame Therapie erschwert, ist die Vielfalt der infrage kommenden Auslöser und Verstärker des Leidens. „Oftmals sind chronische, nicht-spezifische Rückenschmerzen eine Folge von Bewegungsmangel und/oder Übergewicht, daneben kann eine häufige Fehlbelastung ursächlich sein“, erläutert der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung. „Aber auch psychische Stressoren, etwa eine dauerhafte Überlastung im Berufs- oder Familienleben, können Rückenschmerzen triggern. Es gibt sogar Hinweise auf eine Beteiligung von Alkohol- und Tabakkonsum.“

Personalisierte Therapie wirkt besser
Wie sich dem Volksleiden am wirksamsten begegnen lässt, haben Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt nun in einer Übersichtsstudie untersucht. 58 valide Einzelstudien aus der ganzen Welt flossen in die Auswertung ein, über 10.000 Patienten nahmen insgesamt daran teil. Im Fokus stand die Frage, ob Standardtherapien und personalisierte, individuelle Therapien sich in ihrer Wirksamkeit unterscheiden.

Im Ergebnis wiesen Letztere eine um 38 Prozent höhere Erfolgsquote auf. Es lohnt sich also, auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse jedes Patienten einzugehen und eine maßgeschneiderte Therapie zu verfolgen.

Es geht allerdings noch effektiver: Die Frankfurter Forscher bezogen in ihren Vergleich auch eine spezielle Form der personalisierten Therapie ein, die neben physischen Maßnahmen auf eine kognitive Verhaltenstherapie setzt. Diese multimodale, also kombinierte Rückenschmerz-Therapie konnte die Erfolgsquote gegenüber der Standardbehandlung sogar um 89 Prozent steigern. Ein triftiges Argument für eine ganzheitliche Herangehensweise an chronische Rückenschmerzen.