Sind Rückenschmerzen vor allem Männersache?
Männer lassen sich fast doppelt so häufig wegen Rückenschmerzen krankschreiben wie Frauen. Das passt zu ihrem allgemein ungesünderen Lebenswandel. Was man(n) präventiv tun kann.
Das sogenannte „starke Geschlecht“ erweist sich in gesundheitlicher Hinsicht nicht unbedingt als vorbildlich. Männer trinken mehr Alkohol als Frauen, nehmen ungesünderes Essen zu sich, rauchen häufiger, betreiben weniger Vorsorge. Konsequenterweise liegt ihre Lebenserwartung deutlich unter der von Frauen.
Das macht sich auch im Rücken bemerkbar. Die AOK meldet, dass sich bei ihr mit knapp 800.000 fast doppelt so viele Männer innerhalb eines Jahres krankschreiben lassen wie Frauen mit 447.000. Ein Verhältnis, das auch andere Krankenkassen bestätigen.
Mit Mitte 30 beginnt für die Männer die Zeit, in der Rückenschmerzen wahrscheinlicher werden. Diese machen sich meist im unteren Wirbelsäulendrittel bemerkbar, in diesem Fall werden sie Kreuzschmerzen genannt. In aller Regel ist es nicht nötig, beim ersten Auftreten gleich ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen – diese sollte allerdings gesucht werden, wenn sich die Rückenschmerzen häufiger oder gar dauerhaft einstellen. Zunächst kann man mit einfachen Maßnahmen die Rückenmuskulatur stärken und damit oftmals schon wieder Schmerzfreiheit erreichen.
Bewegung ist das A und O
„Wenn der Rücken schmerzt, ist man geneigt, in eine Schonhaltung überzugehen und Bewegungen zu vermeiden. Das ist jedoch der falsche Ansatz. Körperliche Aktivität ist zentral, um Rückenschmerzen zu bekämpfen, vor allem eine Stärkung der Bauch- und der Rückenmuskulatur. Denn diese sorgen für eine Entlastung der Wirbelsäule“, erklärt der Orthopäde und Rückenschmerz-Experte Dr. Michael Jung, der in Berlin-Kreuzberg niedergelassen ist. „Wer hinsichtlich der Art und Intensität der Übungen unsicher ist, sollte fachliche Unterstützung in Anspruch nehmen – ob ärztlich, physiotherapeutisch oder von einem qualifizierten Fitnesstrainer. Gut geeignet sind Ausdauersportarten wie Schwimmen oder Nordic Walking, aber auch Yoga und Pilates“
Wie sehr die Wirbelsäule beansprucht wird, hängt nicht nur von der unterstützenden Muskulatur ab, sondern auch von der Belastung. Heißt: Übergewicht begünstigt Rückenschmerzen und sollte daher abgebaut werden. Auch schwere Lasten zu heben geht auf den Rücken, daher sollte man auf rückenschonendes Heben achten (mit geradem Rücken aus den Knien; gegebenenfalls öfters laufen oder Hilfe hinzuholen).
Und auch im Alltag sollte man sich rückenfreundlich verhalten. Das betrifft nicht zuletzt das richtige Sitzen im Büro, das „dynamisch“ sein sollte: nicht zusammengesackt „hocken“, sondern gerade und aufrecht sitzen, öfters mal die Position wechseln und zwischendurch aufstehen, gern auch einen Sitzball verwenden, immer wieder mal am Stehpult arbeiten – kurzum: möglichst viel Bewegung und Variation reinbringen.