Und es gibt es doch: Schmerzwetter

Lange war umstritten, ob das Wetter das Schmerzempfinden beeinflussen kann. Eine neue Studie belegt nun: Vor allem die relative Luftfeuchtigkeit hat tatsächlich nennenswerten Einfluss.

Wer unter Arthritis oder einer ähnlichen chronischen Schmerzerkrankung leidet, hat vielleicht selbst schon die Erfahrung gemacht: Immer wenn die Schmerzen sich besonders bemerkbar machen, herrscht eine bestimmte Wetterlage. Die Wissenschaft ist dem weitverbreiteten Glauben an die diesbezügliche Wettersensibilität des Körpers bisher nie sorgfältig auf den Grund gegangen. Die Probandengruppen bei einschlägigen Studien waren zu klein und/oder der beobachtete Zeitraum zu kurz, um wirklich valide Aussagen treffen zu können.

Diese Wissenslücke haben britische Wissenschaftler der University of Manchester nun geschlossen. Sie statteten circa 2.600 Freiwillige, die unter einer chronischen Schmerzerkrankung litten, für bis zu 15 Monate mit einer App aus, mit der neben der jeweils aktuellen Intensität der Schmerzen auch die GPS-Koordinaten erfasst wurden. So konnte im Nachgang das jeweilige Wetter rekonstruiert und in Relation zu den Schmerzintensitäten gesetzt werden. Außerdem vertrauten die Probanden der App und damit den Forschern ihre Gemütslage und ihre körperlichen Aktivitäten an, damit diese „Störfaktoren“ nicht das Ergebnis verfälschen konnten.

Die Auswertung offenbarte, dass die Schmerzintensität tatsächlich an Tagen mit erhöhter Luftfeuchtigkeit, geringem Luftdruck und starkem Wind steigt. Insbesondere die relative Luftfeuchtigkeit hat merklichen Einfluss auf das Schmerzempfinden.

Bald neben „gefühlter Temperatur“ auch „Schmerzprognose“?
Seit einigen Jahren wird in vielen Wettervorhersagen neben der objektiven auch die „gefühlte Temperatur“ angegeben. Die britischen Forscher regen nun an, für Schmerzpatienten ebenfalls eine Kategorie „Schmerzprognose“ einzuführen, die Aufschluss über zu erwartende schmerzrelevante Wetterlagen gibt. Für die Betroffenen könnte es merkliche Linderung bedeuten, wenn sie ungünstige Gegenden gezielt vermeiden könnten.

Daneben hoffen die Wissenschaftler, dass die neuen Erkenntnisse zum weiteren Verständnis chronischer Schmerzerkrankungen beitragen mögen. Die Mechanismen, die zu den Schmerzen führen, sind nämlich noch lange nicht wissenschaftlich durchdrungen.