Viele Endoprothesen-Wechseloperationen könnten bald überflüssig sein

Wenn sich Knochenprothesen gelockert haben, ist eine erneute OP meist unumgänglich. Dank einer innovativen Beschichtung könnten zukünftig Zehntausende dieser Eingriffe entfallen.

Eine Operation bedeutet für Patienten grundsätzlich Strapazen und ein gewisses Risiko von Komplikationen. Jede nicht erforderliche OP ist daher ein Erfolg. Eine aktuelle Studienarbeit macht Hoffnung, dass in einigen Jahren sehr viele solcher Erfolge gelingen könnten. Denn allein in Deutschland müssen sich derzeit pro Jahr rund 35.000 Menschen auf den OP-Tisch legen, um ihren Gelenkersatz austauschen zu lassen. Nötig wird das, wenn die Endoprothese nicht mehr fest am Knochen sitzt. Zukünftig soll nun eine neuartige bioaktive Implantatbeschichtung den Halt wesentlich verbessern und damit einen deutlich längeren Verbleib der Prothese im Körper ermöglichen.

Der Knochen nähert sich dem Implantat an
Für die Beschichtung der Titanprothesen wählte der federführende Wissenschaftler Dr. Andreas Baranowski, der für seine Forschungsarbeit kürzlich mit dem Boehringer-Ingelheim-Preis 2016 ausgezeichnet wurde, das knocheneigene Eiweiß Bone Sialoprotein (BSP). In Versuchen regte es erfolgreich die Knochenzellvermehrung und die Produktion knochenstabilisierender Kalksalze an, indem bestimmte Gene in den Knochen aktiviert wurden. Überdies verzeichneten die Wissenschaftler eine verstärkte Zellwanderung in Richtung des Titans.

Diese biologischen Vorgänge führen, so die naheliegende Schlussfolgerung, zu einer robusteren Verankerung vorbeschichteter Prothesen im Knochen – welcher gewissermaßen das Implantat fester umschließt. Dr. Baranowski und sein Team loten aktuell an der Universitätsmedizin Mainz die Einsatzmöglichkeiten der BSP-Beschichtung weiter aus.