Was passiert bei einem Leistenbruch?

Rund eine Viertelmillion Leistenbrüche werden hierzulande jährlich operativ behandelt, in neun von zehn Fällen sind Männer betroffen. Die Bezeichnung „Bruch“ ist allerdings leicht irreführend.

„Ein Leistenbruch zeigt oftmals über lange Zeit keinerlei Symptome, selbst bei körperlicher Anstrengung. Erst wenn in der Leistengegend eine Vorwölbung und/oder ein ziehender Schmerz auftritt, merken die Betroffenen, dass etwas nicht stimmt“, weiß der Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung aus Berlin-Kreuzberg aus seiner langjährigen Berufspraxis zu berichten. „In dem Fall tun sie gut daran, schnellstmöglich ärztlichen Rat einzuholen, denn ein Leistenbruch kann zu lebensgefährlichen Komplikationen führen.“

Dieser Notfall tritt ein, wenn Darmschlingen in den Leistenkanal „wandern“. Dort können sie eingeklemmt und damit von der Versorgung abgeschnitten werden. In der Folge sterben sie ab.

Die Ursache für einen Leistenbruch liegt in einer Schwäche der Bauchwandmuskulatur oder des Bindegewebes. Wenn von innen hoher Druck auf das Gewebe ausgeübt wird, kann es in diesem zu einer Lücke kommen. Schon häufiges Husten kann dafür ausreichen, ebenso schweres Heben oder manche sportliche Anstrengung. Durch die entstandene Lücke – die eigentlich kein „Bruch“ ist – wölbt sich dann die Bauchdecke in den Leistenkanal hinein.

Auch Kinder können einen Leistenbruch erleiden
Bei rund 90 Prozent der circa 250.000 Leistenbruch-Patienten, die jährlich in Deutschland operiert werden, handelt es sich um Männer. Doch es sind nicht nur Erwachsene betroffen, auch bei Kindern treten Leistenbrüche auf; hier trifft es Jungen viermal häufiger als Mädchen. Ein Leistenbruch bei Kindern ist in der Regel angeboren und nicht, wie bei Erwachsenen, erworben. Symptome zeigen sich meist schon vor dem ersten Geburtstag.

Da die Gewebelücke nicht von allein wieder zuwächst, besteht die Standardtherapie in einer Operation, die offen oder minimalinvasiv durchgeführt werden kann. Es gibt verschiedene Verfahren, von denen sich nach bisheriger Forschungslage keines als überlegen erwiesen hat. Meist wird heutzutage ein nicht auflösbares Netz eingebracht, das langfristig im Körper verbleibt. Laut dem Netzwerk Leistenbruch treten nur in sehr seltenen Fällen erneute Brüche auf.