Wie sitzt man bei der Bildschirmarbeit richtig?

Der Tipp, vor dem Bildschirm stets gerade zu sitzen, hat sich überholt. Stattdessen sollte man „dynamisch“ sitzen und immer wieder den Rücken krümmen.

Rückenbeschwerden, Schmerzen im Nacken, allgemeine Steifheit: Wer Tag für Tag viele Stunden vor einem Bildschirm verbringt, kennt die unangenehmen Folgeerscheinungen. Tatsächlich wird die allgemeine Zunahme von Rückenbeschwerden zu einem wesentlichen Teil darauf zurückgeführt, dass immer mehr Menschen ihre Arbeitstage weitgehend regungslos vor einem Monitor zubringen. Laut dem Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) stieg die Zahl der Büroarbeitsplätze hierzulande zwischen 2006 und 2016 um nahezu 16 Prozent. Mittlerweile gehört der Blick auf einen Monitor bei mehr als der Hälfte der Berufstätigen zum Arbeitskern, wie der Digitalverband Bitkom errechnet hat.

„Viele ‚Bildschirmarbeiter‘ schenken dem Sitzen zu wenig Beachtung, schließlich klappt es auch unbewusst ganz gut. Das kann sich jedoch rächen, insbesondere wenn man stundenlang in ein und derselben Position verharrt“, warnt der Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung, der in Berlin-Kreuzberg praktiziert. „Die Folgen falschen Sitzens sollte man nicht als Lästigkeit in Kauf nehmen, sondern gezielt angehen – denn ansonsten können sich die Nacken- und Rückenprobleme verschärfen und chronifizieren.“

US-Forscher empfehlen: krumm machen!

Wissenschaftler der San Francisco State University haben mit Studenten verschiedene Sitzhaltungen systematisch durchgespielt und die Folgen aufgezeichnet. Problematisch ist ihrem im Fachmagazin „Biofeedback“ erschienenen Aufsatz zufolge vor allem die Kopfhaltung. Wird dieser nach vorne geneigt, bedeutet das gegenüber einer aufrechten Haltung eine zusätzliche Belastung für den Stützapparat. In dieser Hinsicht hat der altbekannte Tipp, gerade zu sitzen, also Hand und Fuß.

Wichtig sei es aber auch, so die US-Forscher, immer wieder bewusst in eine stark gekrümmte Haltung zu gehen, um die negativen Folgen zu spüren. Weitere Ratschläge der Studienautoren: den Bildschirm nicht im Laufe des Tages niedriger positionieren, damit der Körper so aufrecht wie am Morgen bleibt; nicht den Kopf nach vorne strecken (stattdessen Ansicht vergrößern oder Brille in Erwägung ziehen); nicht länger am Laptop arbeiten, sondern zusätzlichen Monitor auf Augenhöhe verwenden.

Unter Rückenexperten gilt es überdies seit Längerem als empfehlenswert, „dynamisch“ zu sitzen. Die Haltung sollte also immer wieder variiert werden, am besten steht man auch immer wieder mal eine Weile. Zusätzlich sind sportliche oder physiotherapeutische Maßnahmen zur Stärkung der Rückenmuskulatur sinnvoll.