Zum Tod eines wichtigen Gesundheits-Impulsgebers

Im Alter von 96 Jahren starb kürzlich Wildor Hollmann, Sportmediziner und Begründer der „Trimm dich“-Bewegung. Er dürfte so manche körperlichen Beschwerden verhindert haben – und sein Credo gilt heute mehr denn je.

Wie, der „Trimm dich“-Vater lebte bis vor Kurzem noch? Diese Frage stellten sich sicherlich so manche Deutschen, als sie Mitte Mai vom Tod Wildor Hollmanns erfuhren. „Trimm dich“, das klingt nach grauer Vorzeit, als Männer nur mit Anzug, Hut und Krawatte vor die Tür gingen und es sich für Frauen nicht gehörte, öffentlich der Leibesertüchtigung nachzugehen. Dass der Begründer der Fitness-Bewegung bis in unsere Zeit hinein lebte – bei seinem Tod hatte er allerdings auch das biblische Alter von 96 Jahren erreicht –, illustriert, dass das Sporttreiben noch gar nicht lange zum bürgerlichen Allgemeingut gehört. In Hollmanns aktiver Zeit war es für viele Menschen schier unvorstellbar, dass sich Massen schwitzender erwachsener Menschen im Park oder in speziellen Hallen vor aller Augen sportlich verausgaben.

Vor diesem Hintergrund ist die Pionierarbeit, die Hollmann geleistet hat, kaum hoch genug einzuschätzen. Die Zahl der in Betrieb befindlichen „Trimm dich“-Pfade mag mittlerweile überschaubar sein, doch die Idee lebt weiter – heute in Form von Fitnessstudios, Jogging und Home-Workout.

Die Pfade, üblicherweise drei bis vier Kilometer lang und gespickt mit 15 bis 20 Fitnessstationen, waren eine Antwort auf die in den 1960er- und 1970er-Jahren aufkommenden Zivilisationskrankheiten, vor allem also auf Bewegungsmangel und Übergewicht als auslösende Faktoren. Und damit ist ihr Grundanliegen aktueller denn je: „Der heutige Lebenswandel bietet den meisten Menschen kaum noch Anlass zur körperlichen Bewegung, stattdessen wird überwiegend gesessen. Die unausweichliche Folge sind Schädigungen am Stütz- und Bewegungsapparat, die sich etwa in chronischen Rückenschmerzen äußern“, erläutert der in Berlin-Kreuzberg praktizierende Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Michael Jung. „Auch für das Herz-Gefäß-System ist Bewegungsmangel bekanntermaßen Gift.“

Meriten in der Sportmedizin
Die „Trimm dich“-Bewegung war indes nur der populäre Teil von Hollmanns Wirken. Große Anerkennung genießt er auch unter Sportmedizinern für seine bahnbrechenden Forschungsarbeiten. Prof. Bernd Wolfarth, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP), betonte: „Die bereits 1958 von Prof. Hollmann verfasste Definition von Sportmedizin ist noch heute gültig und wird seitdem in ihrer englischen Fassung vom Weltverband der Sportmediziner (FIMS) geführt.“

Hollmann wuchs im sauerländischen Menden auf und studierte dann in Köln Medizin. An der ebendort ansässigen Deutschen Sporthochschule bekleidete er lange Jahre den Lehrstuhl für Kardiologie und Sportmedizin. Er starb am 13. Mai infolge einer Covid-19-Infektion.